Rahmengeschichten haben in Märchenbüchern durchaus Tradition, so werden die Märchen aus 1001 Nacht beispielsweise von der Gechichte Scheherezades gerahmt, und auch die Sammlung Giambattista Basile enthält eine Rahmenerzählung. In dieser Tradition veröffentlichte auch der deutsche Kunstmärchendichter Wilhelm Hauff seine Märchen. Sein erster Märchenalmanach von 1826 wird von der Geschichte "Die Karawane" gerahmt und der zweite von "Der Scheik von Alessandria" (1827). Seine dritte und letzte Sammlung "Märchen-Almanach auf das Jahr 1828 für die Söhne und Töchter gebildetere Stände" wird von "Das Wirtshaus im Spessart" gerahmt, einem Räubermärchen in der Tradition trivialer Räuberromane.
Zur Handlung: In einem Wirtshaus im Spessart, das tief in einem Räuberwald liegt, halten sich die Gäste nachts durch das Erzählen von Märchen wach, damit sie nicht im Schlaf von Räubern überrascht werden. Einer der Gäste ist der angehende Goldschmied Felix, der wertvollen Schmuck dabei hat, den er seiner ihm bis dahin unbekannten Patin bringen möchte. Die eigenständigen Märchen innerhalb dieser Geschichte sind "Die Sage vom Hirschgulden", "Das kalte Herz", "Saids Schicksale" und "Die Höhle von Steenfoll".
"Das Wirtshaus im Spessart" wurde von EUROPA als eigenständiges Hörspiel (ohne die "Binnenmärchen") umgesetzt. Das Hörspiel stammt aus dem Jahr 1973 und hat neben Erzähler Hans Paetsch auch weitere namenhafte Sprecher auf der Besetzungsliste. Etwas merkwürdig ist die Besetzung des Felix durch eine Frau (Susanne Hartau). Mindestens ebenso merkwürdig ist der Klang. Jede durchschnittliche Wohnzimmerproduktion hat weniger Hall auf den Stimmen. Im Zuge der Veröffentlichung in der Serie "Die Originale" wurden die Aufnahmen zwar entrauscht, die Schlampigkeit der alten Produktion jedoch ließ sich im Nachhinein nicht entfernen, so dass das Produkt für den Hörer an Unzumutbarkeit grenzt.
Deutlich besser ist die Produktion von Kurt Vethake, der unter anderem auch "Der Kurier des Zaren" und "Kalle Blomquist" als Hörspiele für Kinder umgesetzt hat. Das Hörspiel stammt etwa aus der gleichen Zeit wie die Europa-Produktion und ist unter verschiedenen Labels, u.a. Intercord und Maritim, erschienen. Mit Peter Schiff als Erzähler, Hans Mahlau als Räuberhauptmann und jeder Menge 70er Jahre Charme ist ein sehr gelungenes Märchenhörspiel dabei herausgekommen, das ebenfalls eigenständig und ohne die Binnenmärchen erzählt wird, und an dem Märchenfans auch heute noch ihre Freude haben dürften.