Montag, 13. April 2009

Zauberei im Märchen

Eines der typischen Märchenmerkmale ist, dass sie Zauberei und Magie in verschiedensten Formen enthalten. Es gibt Zauberwesen, magische Artefakte und magische Ereignisse.

Die bekanntesten Zauberwesen

Zu den bekanntesten Zauberwesen zählen zweifelsohne Zauberer, Feen und Hexen. Bekannt sind unter anderem die dreizehn Feen aus Dornröschen. Es fällt aber auf, dass meistens die Bösewichte zaubern können, so zum Beispiel der böse Zauberer in „Der gestiefelte Kater“, die Stiefmutter in „Schneewittchen“ oder der Riese in „Jack und die Bohnenranke“. J.K. Rowling hat dies in ihrem Buch „Die Märchen von Beedle, dem Barden“ umgedreht: Hier sind die Helden magisch, müssen aber ihre Abenteuer ohne Zauber lösen.

Ob die Hexe in „Hänsel und Gretel“ zaubern kann, weiß man nicht. Im Märchen selbst zaubert sie jedenfalls nicht. Über diese klassischen Figuren hinaus gibt es auch noch magische Tiere, wie zum Beispiel den Goldesel aus „Tischlein Deck Dich“ oder den Butt aus „Vom Fischer und seiner Frau“. Bei Wilhelm Hauff gibt es noch die Hexe aus „Zwerg Nase“ mit ihrer verwunschenen Suppe.

Magische Artefakte

Magische Artefakte kommen in Märchen ebenso häufig vor wie zauberkundige Gestalten. Nicht nur der Zauberspiegel aus „Schneewittchen“ ist als bekanntes Beispiel zu nennen, sondern auch das „Tischlein Deck Dich“ und der Knüppel-aus-dem-Sack oder die goldene Harfe aus „Jack und die Bohnenranke“. Aber nicht nur im Volksmärchen finden sich Beispiele. Kunstmärchen-Dichter Hans Christian Andersen hat unter anderem die Märchen „Das Feuerzeug“ und „Der fliegende Koffer“ geschrieben, in denen die titelgebenden Gegenstände magische Eigenschaften haben.

Magische Ereignisse


Ob nun die Rückverwandlung des Frosches im „Froschkönig“, die fallenden „Sterntaler“ oder das Wachsen der Rosenhecke in „Dornröschen“. Auch magische Ereignisse gibt es zuhauf, und oft stehen sie in Verbindung mit einem Fluch, der sich erfüllt oder gelöst wird.

Freunden von Zauberei und magischen Märchen sei an dieser Stelle die CD Märchenzauber von Märchendichter Christian Peitz empfohlen, in der gezaubert, verflucht und verwunschen wird, was das Zeug hält.

Mittwoch, 8. April 2009

Der Esel und seine Ohren im Märchen

Beim Esel als Märchenfigur denken viele vermutlich zunächst an den Esel aus Tischlein deck Dich der Brüder Grimm. Der ist zwar nicht als Figur interessant, da er mit dem "Tischlein deck Dich" und dem "Knüppel aus dem Sack" in einer Reihe steht und daher eher als magisches Artefakt zu sehen ist, aber der "Goldesel" ist durch dieses Märchen zum festen Begriff geworden. Einen weiteren bekannten Esel gibt es in der deutschen Märchenlandschaft, und der ist Sänger bei den "Bremer Stadtmusikanten".

Ein neben dem Esel als Figur sehr interessantes Märchenmotiv ist der Mensch mit Eselsohren. Hier ist zunächst mal das vor allem in Portugal, aber auch in Spanien bekannte Märchen "Der Prinz mit den Eselsohren" zu nennen. Da bekommen Königin und König einen Sohn. Die Feen geben ihm gute Wünsche mit auf den Weg, nur eine Fee sagt, dass ihm Eselsohren wachsen sollen, damit er nicht zu stolz und hochmütig werde. Und so geschieht es.

In "Der kleine Muck" von Wilhelm Hauff isst die Titelfigur magische Feigen, woraufhin ihm Eselsohren wachsen. Durch das Essen von magischen Feigen eines anderen Baumes verschwinden die Eselsohren wieder. Diese beiden Sorten Feigen nutzt der kleine Muck aus und stellt damit den Hofstaat auf den Kopf.

Auch in dem bekannten Kinderbuch "Pinocchio" geschieht etwas Ähnliches. Im Spielland gibt sich Pinocchio dem Müßiggang hin, und er verwandelt sich in einen Esel. Er wird an einen Zirkus verkauft, wo er sich während einer Vorstellung verletzt. Er wird weiterverkauft, ins Meer geworfen und verwandelt sich zurück.

Selbst in der Antike gibt es das Motiv: Lucius Apuleius schrieb einen lateinischen Roman nach der griechischen Vorlage von Lukian von Samosata. Titel: "Der goldene Esel". Ein junger Mann beobachtet eine Hexe, die sich mit Hilfe einer Salbe in einen Vogel verwandelt. Er will es auch versuchen, doch weil dabei die Salben verwechselt werden, verwandelt er sich in einen Esel.

Das Märchen "Eselsohr und Hahnenkamm" (Christian Peitz) aus dem gleichnamigen Buch und (in Hörspielform) von der CD Rumpelstilzchen schlägt zurück greift das Motiv ebenfalls auf. Hier stehlen zwei junge Burschen einer Hexe Äpfel vom Baum. Und als sie die Äpfel essen, verwandeln sie sich. Dem einen wächst ein Hahnenkamm und ein Schnabel, dem anderen wachsen Eselsohren. Sie werden nun verspottet und ausgegrenzt, suchen das Weite und landen schließlich bei einem kleinen Jahrmarkt, dessen Direktor sie quasi als Monster ausstellt. Nun tun sie alles, um aus dem Jahrmarkt zu fliehen.

Letzter Literaturtipp: Ellis Kaut ("Pumuckl", "Schlupp vom grünen Stern") hat ein Kinderbuch mit dem Titel "Der kluge Esel Theobald geschrieben", das seit geraumer Zeit vergriffen, aber durchaus noch gebraucht zu bekommen ist. Einige hier aufgeführte Motive (Esel, Hexen, Zirkus, ...) finden sich auch in diesem Buch wieder.